Yotam Gotal/ Nitay Dagan: "The Desert a City"
Yotam Gotal lebt in Tel Aviv als Regisseur, Schauspieler und Autor. Als Dramaturg arbeitet er für das „Khan-Theater“ in Jerusalem. Brecht war für den Absolventen der Tel Aviv-Universität schon lange ein Thema. Doch die Initialzündung gab 2019 ein Vortrag auf der Ruhr-Triennale. Dort wurde Gotal auf Brechts „Fatzer“ aufmerksam. „Es hat mich umgehauen.“, beschreibt er sein einschneidendes Erlebnis. Das Goethe-Institut Tel-Aviv unterstützte ihn dabei, „Fatzer“ erstmals in hebräischer Sprache auf die Bühne zu bringen. Für das Augsburger Brechtfestival wechselt Yotam Gotal das Genre. Sein Filmprojekt „The Desert a City“ lässt sich von Brechts „Lesebuch für Städtebewohner“ leiten. Mit dem Schauspieler Nitay Dagan, einer Filmcrew und zwei Geländewagen machte er sich im Oktober 2021 auf den Weg, raus aus der Stadt, in die Negev Wüste im Süden Israels.
„Brecht hat in vielerlei Hinsicht den Weg geebnet, dem ich als Regisseur gerne folgen möchte. Als ich die Gedichte aus dem Lesebuch für Städtebewohner zum ersten Mal gelesen hatte, kamen mir Fragen in den Sinn. Die städtische Erfahrung, die Brecht beschreibt, was hat sie mit meinem Leben in der Stadt zu tun? Welche hohen Anforderungen stellen die Gedichte an die Leserschaft von heute? Was ist mein israelischer Blickwinkel auf diese Texte? Ich entschied mich mit den Gedichten in die Wüste zu gehen, vielleicht wegen einem angeborenen Spaß an Streichen. Ich wollte herausfinden, welchen neuen Zugriff ich dort auf diese extrem urbanen Gedichte finden könnte. Der Facettenreichtum in Brechts Arbeiten hat mich schon immer inspiriert. Wenn man Brechts schöne Prosa liest, ist man immer mit ätzenden und sozial belasteten Strukturen konfrontiert, die den erzählerischen Rahmen bilden. Das regt mich selbst dazu an, provokante Inhalte zu schaffen.“ Yotam Gotal