Staatstheater Augsburg: ''Baal''
Mareike Mikat unterzieht Brechts „Baal“ einem musikalischen Stresstest aus dem Blickwinkel unserer Gegenwart. Eine theatrale Tour de Force zwischen Konzert, Rausch und Selbstvernichtung.
„It's better to burn out than to fade away“, schrieb Kurt Cobain, Sänger der legendären Grunge-Band Nirvana in seinem Abschiedsbrief, bevor er seinem Leben mit einer Überdosis Heroin im Leib und einem Schuss aus einer Schrotflinte ein Ende setzte. Im April 2019 jährt sich der Todestag dieses viel zu früh verstorbenen musikalischen Idols zum 25. Mal.
Wenig mehr als 100 Jahre zuvor, im Frühjahr 1918, machte ein anderer genialischer Künstler auf dem Augsburger Jahrmarkt (dem „Plärrer“) nicht nur die Bierzelte unsicher, sondern schrieb daneben an seinem ersten Theaterstück. Und wie könnte es anders sein, es ist ein Stück über einen maßlos saufenden, exzessiven, widerständigen, sexuell tabulosen, asozialen Poeten, der allen als ein Genie gilt, es aber nicht sein will. Baal, schon der Name deutet es an, hat den Teufel im Leib.
Er ist nicht zu bändigen und hinterlässt auf dem Weg zu seinem finalen Burn-out eine Spur verwüsteter Seelen. Wer ihm begegnet, ob Mann oder Frau, ist ihm augenblicklich verhängnisvoll verfallen. Aber Baal ist nicht nur der vitale, kreatürliche und skrupellose Anarchist, der buchstäblich über Leichen geht. Es schlagen auch zwei Seelen in seiner Brust, wenn er tiefsinnig zweifelnd in seinen wenigen nüchternen Momenten mit seiner eigenen Amoralität ringend konstatiert: „Ich sollte ein neues Leben anfangen: Still, friedlich, beschaulich. Warum nicht? Ich habe schon ganz anderes fertig gebracht.“
Inszenierung: Mareike Mikat / Bühne & Kostüme: Bernd Schneider / Musik: Enik / Dramaturgie: Lutz Keßler / Baal und Band: Natalie Hünig, Gerald Fiedler, Andrej Kaminski, Roman Pertl, Patrick Rupar, Daniel Schmidt
Eine Produktion des Staatstheaters Augsburg
Ort: brechtbühne im Gaswerk
Tickets: 26€ >> 22€
Mareike Mikat, geboren 1978 in Frankfurt/Oder, studierte Theaterwissenschaft und Regie in Berlin. Seit 1998 inszeniert sie u.a. am Staatstheater Stuttgart, Staatstheater Kassel, Theater Heidelberg, Staatstheater Karlsruhe, Volkstheater München, Centraltheater Leipzig und in Berlin an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, am Maxim Gorki Theater und am HAU. Sie war Hausregisseurin am Theater Halle und Mitglied der Theaterleitung am Schauspiel Leipzig. Mit „Antigone“ (2008), „Juli“ (2009) und „Homo Faber“ (2011) war sie in der Kritiker*innenumfrage von Theater Heute in der Kategorie „Nachwuchsregisseurin des Jahres“ nominiert. „Baal“ ist ihr Debüt am Staatstheater Augsburg