Staatstheater Augsburg: „Verkommenes Ufer Medeamaterial Landschaft mit Argonauten“ von Heiner Müller
Für den diesjährigen Festivalbeitrag des Staatstheaters Augsburg setzen sich Tom Kühnel und Jürgen Kuttner mit Heiner Müllers »Medeamaterial« auseinander. Sie setzen damit ihre intensive Beschäftigung mit dem zweiten großen deutschen Dramatiker des 20. Jahrhunderts fort, die 2020 mit dem Gastspiel von »Der Auftrag« und einer Hörspielreihe begonnen wurde. Coronabedingt kommt es in diesem Jahr leider nicht zu einer Bühneninszenierung. Stattdessen kreieren die an der Produktion Beteiligten – ausgehend vom digitalen Online-Entstehungsprozess – gemeinsam ein assoziatives musikalisch, bildhaftes Video, in dessen Zentrum eine der berühmtesten Frauenfiguren der Literaturgeschichte steht. Das 1983 in Bochum uraufgeführte Triptychon Verkommenes Ufer Medeamaterial Landschaft mit Argonauten« ist kein klassisches Theaterstück, sondern eine postdramatische Textcollage.
In der Augsburger Digital-Fassung konzentriert sich das Regieteam vor allem auf Müllers Kondensat des antiken Medea-Mythos – im wahrsten Sinne des Wortes »Material«, das einen dezidiert bildkünstlerischen Zugriff geradezu einfordert.
Tom Kühnel und Jürgen Kuttner nähern sich dem Text über eine stark musikalisch grundierte Form, in deren Fokus der weibliche Aspekt der archetypischen Frauengestalt Medea steht, die – Opfer und Täterin gleichermaßen – mit Gewalt die Geschichte der Gewalt unterbricht.
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Bühne: Maximilian Lindner, Kostüme: Laurant Pellissier, Komposition: Lila-Zoé Krauß, Helena Ratka, Dramaturgie: Lutz Keßler
Mit: Elif Esmen, Natalie Hünig, Christina Jung
Live-Musik: Lila-Zoé Krauß, Helena Ratka
Verlagsrechte: Henschel Schauspiel
Foto: Jan-Pieter Fuhr
Pressestimme:
„Heiner Müller hat den klassischen Medea-Tragödienstoff mit Träumen und Reflexionen über die Gegenwart verknüpft. Tom Kühnel und Jürgen Kuttner destillieren daraus ein faszinierendes Konzentrat, das in der Verschmelzung von Theaterperformance, Film und Musik ein eindringliches Erblebnis und in seiner ungezügelten Assoziationswut viel Stoff zum Weiterdenken bietet.“ Donaukurier