Gustav aka Eva Jantschitsch: ''Die Lange Brechtnacht''
„Verlass die Stadt / Die keine ist / Nimm meine Hand / Und führ mich weg / Aus meiner Stadt / An jenen Ort der mich vermisst“ singt die österreichische Liedermacherin Gustav aka Eva Jantschitsch und schlägt damit unmittelbar eine Brücke zum aktuellen Themenfeld des Brechtfestivals: das Leben in der Stadt. Anonymität, Isolation, die Reduktion des Menschen auf Funktionalität, Identitätssuche, urbane Konflikte, all dies spiegelt sich auch in der Musik und in den Texten der Künstler*innen der „Langen Brechtnacht“.
Das Format greift das Lebensgefühl der Städtebewohner*innen musikalisch auf und präsentiert ein Kaleidoskop an progressiver, künstlerisch relevanter Musik. Ob Gustavs Protestsongs in träumerischem Elektropop Gewand, Gisbert zu Knyphausens deutschsprachige Singer-Songwriter-Kunst, die feinen Zeilen von Dota, die federleichte futuristische Popmusik von Let's Eat Grandma aus England oder die urbane Mischung von Rap und Jazz der eigens für die „Lange Brechtnacht“ ins Leben gerufenen Formation „Städtebewohner“- jeder Song, jede Nummer, jeder Titel bricht Festgefahrenes auf, wirft es über den Haufen und regt dazu an, die Trümmer zu etwas Neuem zusammenzubauen – ganz im Geiste Brechts.
Die Lange Brechtnacht wird kuratiert von Girisha Fernando.
19.45 – 21.00 UHR
martini-Park, Großer Saal
GISBERT ZU KNYPHAUSEN (Rheingau)
Er ist einer der herausragenden deutschsprachigen Songwriter der Gegenwart.
Gisbert zu Knyphausen schreibt in meisterlicher Poesie vom Zustand der Welt und seiner Seele und ist dabei stets auf der Suche nach dem Wesen der Dinge.
In der erzählerischen Tradition großer angloamerikanischer Songwriter wie Bob Dylan oder Paul Simon wandeln seine Songs mit spielerischer Melancholie zwischen Alltagsbeobachtung und Innenschau. Damit trifft zu Knyphausen den Nerv einer ganzen Generation. Das erste Album ist 2008 erschienen. Viele folgten. Zuletzt 2017 das musikalisch überaus geschmackvoll in Szene gesetzte Beatlesque„Licht der Welt“. Für die „Lange Brechtnacht“ lässt sich Gisbert zu Knyphausen auch von Brechts „Lesebuch für Städtebewohner“ inspirieren und reflektiert den Themenkomplex des Festivals mit einem eigens für die Brechtnacht geschriebenen Song.
19.45 – 21.00 UHR
TIM
DOTA (Berlin)
Sie schafft es wie keine andere „das aktuelle Geschehen in einer wortgewaltigen und einzigartig inszenierten Poesie auszudrücken“, schreibt die Presse über Dota. Die Songs der Berliner Liedermacherin sind pointiert und scheuen sich nicht, dystopische Zustände heraufzubeschwören. In „Raketenstart“ ist die Menschheit nur noch zu retten, wenn sie von der zerstörten Erde flieht. Dota singt von Wischbewegungen auf dem Smartphone, die Sehnsüchte erfüllen sollen, von Leistungsdruck und mischt sich musikalisch ein in die aktuelle Sexismus Debatte. In ihren Liedern und auf ihrem aktuellen Album „Die Freiheit“ sprüht sie vor mitmenschlicher Neugier und offenherzigem Lächeln, sucht Fluchtwege aus der Stadt und aus der Realität, tanzt metaphorisch zwischen Leben und Tod und erzählt humorvoll von den gesellschaftlichen Zwickmühlen des Alltags.
Ab 19.45 UHR
martini-Park
„No Lights, Big City“
Theatrale Installation mit dem Theter Ensemble (Augsburg)
20.00 – 21.15 UHR
1832 im martini-Park
MAMMAL HANDS (Norwich/ UK)
Mammal Hands aus Norwich in Großbritannien verbinden Jazz und Electronica auf faszinierende Art und Weise. Das Trio besteht aus Nick Smart (Piano), Jesse Barrett (Schlagzeug und Tabla) und Jordan Smart (Saxofon). Rituelle Musik aus Afrika, irische und osteuropäische Folklore, John Coltranes Modal Jazz, Steve Reich, Philipp Glass aber auch zeitgenössische Electronica inspirieren ihren unverwechselbaren Sound. Einfach anmutende Motive, deren Energie sich in rhythmisch wiederholten Phrasen aufbaut, erreichen eine nahezu hypnotische Wirkung. So entsteht Musik, die komplex ist und tanzbar zugleich.
21.30 – 22.45 UHR
GUSTAV & BAND (Wien / AT)
Dieses Charisma aus Eleganz und Charme und intellektuellem Biss, das man bei der Sängerin Gustav findet, sucht im deutschsprachigen Pop seinesgleichen. Der unverwechselbare Gustav-Sound, der sich aus unterschiedlichsten Einflüssen speist, ist mit subversiv politischen Texten verknüpft. Eva Jantschitsch, wie Gustav mit bürgerlichem Namen heißt, ist in Graz aufgewachsen und studierte Medienkunst in Wien. Dort galt sie als eine der Pionierinnen des Electro-Pop, weil sie ihren Laptop von Anfang an als Musikinstrument begriff. Eines, das man mit Sounds und Samples füttern und dabei wunderbare Lieder basteln konnte. „Rettet die Wale und stürzt das System und trennt euren Müll, denn viel Mist ist nicht schön“, sang sie 2004 auf ihrem ersten Album. Die soziale Botschaft im zauberhaften Musikgewand bescherte ihr einen Undergroundhit. In den vergangenen Jahren schuf die mehrfach ausgezeichnete Künstlerin Film- und Theatermusiken in Wien und in München. In der „Langen Brechtnacht“ präsentiert sie zusammen mit den Musiker*innen Elise Mory, Rina Kaçinari, Oliver Stotz, Didi Kern und Imre Lichtenberger-Bozoki neben eigenen Songs auch Musikstücke aus der Neufassung der legendären „Proleten-Passion“ und der mitreißenden Produktion „Alles Walzer, alles brennt“ des Wiener Volkstheaters.
21.30 – 22.30 UHR
TIM
LET'S EAT GRANDMA (Norwich / UK)
Wenn es möglich wäre, an manchen Tagen wie ein Alien auszusehen und an anderen Tagen unsichtbar aufzuwachen – Jenny Hollingworth und Rosa Walton würden es tun. Von vorgefertigten Körper- und Geschlechterbildern wollen sie sich jedenfalls nicht einschränken lassen. Das britische Duo aus Norwich geht schon seit dem Kindergarten gemeinsame Wege. Inzwischen sind beide 19 Jahre alt und mit ihrem offen zum Kannibalismus auffordernden Bandnamen auf dem besten Weg, britische Musikgeschichte zu schreiben: Seit ihrem Debüt 2016 sorgen Let's Eat Grandma mit ausgefallenem Future Pop für Furore: Im Oktober 2018 wurde „I’m All Ears“, ihre kaleidoskopische Reise durch die Pop Chiffren des 21. Jahrhunderts, in London beim renommierten Q Magazine Award als „Album des Jahres“ ausgezeichnet.
„Weibliche, teils computermanipulierte Stimmen über synthetisch-funkelnden Sounds. In Let's Eat Grandmas Musik bündelt sich alles, was in der digitalen Welt aktuell gelebt wird: Spaß, krasser Kommerz, geteilte Inhalte und Erfahrungen, Kitsch, Naivität und ein gewisses Gender-Bewusstsein. Der Sound der Millennials.“ (Deutschlandfunk)
20.00 – 21.00 UHR
Provino Club
THE BASSAS (Augsburg)
Im Keller des Provino Clubs geboren, eröffnen The Bassas die Bühne eben dort – Post-Indie-Rock mit Drums, Bass, Gitarren, Synthesizer und einem Song zu ihrer Stadt.
21.30 – 22.30 UHR
Provino Club
SWUTSCHER (Hamburg)
Zwischen Garagenrock, Surf, Swamp-Blues, Country, Polka, Postpunk, Chanson und allen anderen erdenklichen Gattungen des Instrumentariums Bass, Schlagzeug, Gesang und Tasten spielen Swutscher die Musik der ewigen Vagabunden, Seeleute, Bauernkinder und halbbefreiter Sklaven. Es sind Songs voll von alltäglichem Wahnwitz, ungeniertem Exzess und Melancholie. Vom Leben in Deutschland, das bekanntlich mitten in Europa liegt, singen die Norddeutschen und packen ihre Beobachtungen rund um alltägliche Situationen der Städte in verschrobene, lakonische, sperrige und poetische Songs.
21.45 & 23.00 UHR
1832 im martini-Park
DIE STÄDTEBEWOHNER (Augsburg)
Eigens für die „Lange Brechtnacht“ formiert, spiegeln DIE STÄDTEBEWOHNER Tom Jahn (Keys), Tilman Herpichböhm (Drums), Alexander Maschke (Synthesizer) zusammen mit den Rappern Mr Feat (Blindspot) und Nico Trautz (Rapatoi) zwei kontemporäre Musikstile, die jeweils als der Inbegriff der Urbanität gelten: Jazz und HipHop. Verwegen arrangierte, im Jazz beheimatete Instrumentals treffen auf Beats eines urbanen Zeitgeistes und auf deutsch-englischen Sprechgesang.
23.00 – 00.15 UHR
TIM
GET WELL SOON (Mannheim / Berlin)
Der Sänger, Multiinstrumentalist und Songschreiber Konstantin Gropper wandelt mit seiner Band Get Well Soon auf den funkelnden Pfaden ambitionierter Popmusik. Sein eigener Klangkosmos ist aus dem Indie Rock der 1990er geboren und nimmt Anleihen aus der italienischen Filmmusik der 1970er, aus Frank Sinatra's Orchesterarrangements der 1950er und aus der performativen Dramatik eines Nick Cave der 1980er. Alles zusammen vereint sich zu wunderschön einprägsamen Songs abseits aller flüchtigen Trends. In Get Well Soons Texten sind philosophische, politische und historische Themen wiederzufinden. Sein jüngstes Werk „The Horror“ entspringt den Abgründen dunkelster Träume und verarbeitet individuelle wie kollektive Ängste angesichts der aktuellen politischen Großwetterlage, dem Aufstieg des Populismus, dem Krieg in Syrien und der Erinnerung an die Weltkriege in Europa.
23.00 – 0.00 UHR
Provino Club
DAS PARADIES (Leipzig)
Der Singer-Songwriter Florian Sievers hat nicht nur ein Gespür für einfühlsame Melodien, sondern bezaubert auch mit malerischer Poesie. Zwischen Düsternis und Hoffnung schweben intelligente Texte dezent begleitet von Gitarre, Keyboards und Schlagzeug. Die Szene zeigte sich so begeistert, dass Sieverts Debütalbum „Goldene Zukunft“ 2018 auf dem Label von Herbert Grönemeyer erschien und Bands wie Kettcar und Element of Crime DAS PARADIES als Vorband für ihre Live-Auftritte engagierten.
23.00 UHR
martini-Park, Foyer
(M)ein Lied für Augsburg
Der Gewinner des „(M)ein Lied für Augsburg – Slams“
Ab 00.00 UHR
Provino Club
AFTERSHOWPARTY
Ghetto Funk, HipHop, Bassmusik & Breaks mit DJ Forrest Funk + DJ Roughmix
Ab 00.15 UHR
TIM - BARLIFE
House, Acid Jazz, World & Exotica mit dem Kuriosum DJ Team
Eine Veranstaltung mit freundlicher Unterstützung der Stadtsparkasse Augsburg und der Stadtwerke Augsburg. Gefördert vom Bezirk Schwaben.
Tickets 19€ >> 15€
Abendkasse an allen Veranstaltungsorten. Der Erwerb eines Tickets berechtigt
zum Eintritt bei allen o.g. Veranstaltungen. Bei Überfüllung kann kein Einlass gewährt
werden. Einlass ab 30 Minuten vor Beginn der jeweiligen Veranstaltung.