andcompany&Co: ''Colonia Digital: The Empire Feeds Back!''
Von Brechts „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ haben sich andcompany&Co. zu einer Frontal-Performance im Geiste der sozialistischen Anfänge des Internets inspirieren lassen. Ein Training für alle, die lernen wollen, die schwindelerregende Komplexität der Gegenwart auszuhalten.
Wir befinden uns an einem dystopischen Ort nach dem großen Datencrash. Schwarz-weiße Hochhausskelette markieren die Ruinen eines stillgelegten Datencenters. Hier tüfteln Sascha Sulimma, Nicola Nord und Alexander Karschnia in knallroten Polaranzügen an einer Art Kontextualisierungs- und Rekapitulationsmaschine. Besessen von der Frage, wie es dazu kam, dass die sozialistische Utopie einer Kommunikation, die alle Menschen als gleichwertige Individuen vereint, sich in ihr Gegenteil verkehrte, begeben sich die drei zu den eher unbekannten Anfängen von Big Data: Denn schon der chilenische Präsident Salvador Allende träumte Anfang der 70er Jahre von einem Supercomputer, der die Bedürfnisse der Bevölkerung in Echtzeit erheben und daraus die Grundlage für die Produktion von Gütern schaffen kann. Seine „Kommunistenmaschine“ sollte die komplette Wirtschaft steuern.
Fast ein halbes Jahrhundert danach ist das Internet allgegenwärtig. Wer sich einloggt, hinterlässt Spuren. Algorithmen werten diese Spuren aus, um ständig neue Angebote zu machen. Informationen schaffen die Grundlage für Konsum. Konsum schafft Wachstum. Eine unendliche Schleife von Information und Feedback entsteht. Doch was passiert, wenn eine Armee von Trollen das Netz erobert und Social Bots die Deutungshoheit an sich reißen? Wer hat dann noch die Kontrolle? Was ist das für ein System? Was ist überhaupt ein System und wie kommen wir da heil wieder raus? Braucht es einen kontrollierten Absturz?
„Colonia Digital – The Empire feeds back!“ entfesselt einen regelrechten Sturm an Fragen und durchlüftet vorgefertigte Denkweisen.
Von und mit: Alexander Karschnia, Nicola Nord, Sascha Sulimma&Co. / Konzept & Regie: andcompany&Co. / Text: Alexander Karschnia&Co. / Bühne: Jan Brokhof&Co. / Video: Kathrin Krottenthaler / Lichtdesign: Sebastian Zamponi / Kostüme/Mitarbeit Bühne: Franziska Sauer&Co. / Ton: Mareike Trillhaas
Eine Produktion von andcompany&Co. in Koproduktion mit HAU Hebbel am Ufer (Berlin), Künstlerhaus Mousonturm Frankfurt am Main, FFT Düsseldorf, Ringlokschuppen Ruhr, Theater im Pumpenhaus Münster, Brechtfestival Augsburg und brut Wien. Gefördert durch den Fonds Darstellende Künste und die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, die Kunststiftung NRW und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ Gastspielförderung Theater, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, sowie den Kultur- und Kunstministerien der Länder.
Ort: abraxas Theater
Einführung: am 27.2. mit Lutz Keßler 30 Minuten vor Veranstaltungsbeginn
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten
Tickets: 18€ >> 10€
In deutscher und englischer Sprache
andcompany&Co. ist ein postdramatisches Theater/Performance-Kollektiv, das 2003 von Alexander Karschnia, Nicola Nord und Sascha Sulimma ins Leben gerufen wurde. Ihre Arbeiten behandeln häufig historisch-politische Themen in zeitgenössischer popkultureller Form. Einen ersten großen Erfolg landete das Kollektiv mit der Inszenierung „little red (play): ‚herstory‘“ 2006. Verschiedene Produktionen waren beim Theaterfestival Impulse (NRW) und beim Dortmunder Theaterfestival Favoriten eingeladen. Darüber hinaus sind aus einzelnen Produktionen auch Hörspielbearbeitungen entstanden wie „Orpheus in der Oberwelt. Eine Schlepperoper“(2015) oder „Warpop Mixtape FAKEBOOK VOLXFUCK PEACE OFF! Schland of Confusion“2016 für den WDR. 2010 erarbeitete andcompany&Co. einen „brasilianisierten Brecht“ mit brasilianischen Performerinnen.