- 2024
Abschied und Neuanfang

Mit einem 48-stündigen Tanzmarathon hat Julian Warner sich nach drei Jahren als Brechtfestivalleiter aus Augsburg verabschiedet. Beim Finale machte er seinen beiden Nachfolger*innen ein besonderes Geschenk: einen Festivalschal mit der Aufschrift: „Die Große Methode“, dem Festivalmotto der vergangenen Ausgaben. Geborgt hat Warner ihn aus Brechts Theorie. „Die Große Methode“ besagt, dass nichts auf der Welt so bleiben muss, wie es ist. Daraus folgt, dass man sie auch jederzeit verändern kann. Man muss nur damit anfangen. Der bedruckte Schal erinnert daran und ist in dem Sinn auch eine Einladung an die neue Festivalleitung (Sahar Rahimi ganz rechts vertreten durch eine Schaumstoff-Skulptur von DAS HELMI und Mark Schröppel, zweiter von rechts), mit dem Brechtfestival künftig ganz eigene Wege zu gehen.
Von 2023 bis 2025 haben sich Julian Warner und sein Team vor allem der Stadt und ihren Communities zugewandt. Sie haben die Frage gestellt, wie und wo in Zeiten populistischer Spaltung mit Kunst Begegnungsräume für alle entstehen können. So haben wir Brecht bei den Aleviten in Lechhausen gefeiert und waren bei exilierten Oberbayern in Schwaben zu Gast.
Wir haben einen Teppich gewebt und eine Organismenrepublik ausrufen lassen. Beim Wrestling sahen wir Brechts Traum vom Theater als Boxkampf Wirklichkeit werden. In Brechts Kraftklub am Plärrer wurde das Training selbst zur Performance - zuletzt bei einem 48stündigen Tanzmarathon.
Jede Festivalausgabe war eine Einladung an die Bewohner*innen der Stadt und an ihre Verbündeten, sich Brecht voll und ganz zu eigen zu machen – seine Gedanken zu teilen und darüber miteinander in Austausch zu kommen: gleichberechtigt, selbstbewusst und immer auf Augenhöhe.
Viele der Eindrücke, Gespräche und neu geknüpften Verbindungen werden nachwirken.
Danke dafür Julian.
Von 2026 bis 2028 werden Sahar Rahimi und Mark Schröppel das Festivalprogramm gestalten.
Mit dem Schal als Symbol liegt nun auch die Zukunft des Brechtfestivals liegt ihren Händen. Wir sind gespannt auf diesen Neuanfang.
Liebe Tante Helli
Brechtfestival-Podcast zum Nachhören
Brechts erster Sohn Frank kam unehelich zur Welt. Seine Mutter Paula war nicht mit Brecht verheiratet. Ihre Familie wollte das nicht. Paula sollte einen angesehenen Geschäftsmann heiraten. Von seinen Eltern getrennt wuchs Frank bei einer Pflegefamilie auf. Die Autorin Kristina Dumas erzählt seine Lebensgeschichte mit Hilfe von Zeitzeugen und geht dabei besonders auf Rolle der Familie Weigel ein. Brechts spätere Ehefrau Helene Weigel (von Frank „Liebe Tante Helli“ genannt) und deren jüdischem Vater Siegfried waren wichtige Bezugspersonen für Frank – bis sie durch die Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten getrennt wurden.
Der fünfteilige Podcast wurde beim Brechtfestival vorgestellt. Nun ist er auf allen gängigen Plattformen nachzuhören.
Save the Date
Das Brechtfestival 2026 findet vom 27. Februar bis 8. März statt.
Das Programm wird im Dezember 2025 bekannt gegeben.