Sebastian Baumgarten: ''Dickicht''
Mit: Lea Draeger, Mateja Meded, Aleksandar Radenkovic, Taner Sahintürk, Dimitrij Schaad, Norbert Stöß, Thomas Wodianka, Till Wonka
Regie: Sebastian Baumgarten,
Bühne: Robert Lippok,
Kostüme: Jana Findeklee, Joki Tewes,
Musik: Stefan Schneider,
Video: Hannah Dörr,
Dramaturgie: Ludwig Haugk
Gastspiel des Maxim Gorki Theaters Berlin
Chaos in der Riesenstadt Chicago: Der malaiische Holzhändler Shlink tritt in
eine Leihbibliothek und will die Meinung des Angestellten George Garga über Bücher abkaufen. Es beginnt ein Kampf ohne Regeln, ohne Moral, ohne Motiv, bei dem die beiden Gegner alles aufs Spiel setzen, was sie haben. Shlink nimmt Garga den Arbeitsplatz, zwingt seine Freundin und Schwester zur Prostitution und bringt ihn ins Gefängnis. Damit ruiniert er Gargas Familie nicht nur finanziell, sondern zerstört auch ihren Zusammenhalt. Garga zeigt Shlink wegen der Vergewaltigung seiner Schwester an und initiiert eine Lynchaktion.
Es ist eine Schlacht auf Leben und Tod, ein Ringen im Dschungel, in dem man
sich scheinbar nur im Kampf nah sein kann.
„Der Besuch des Stückes ‚Im Dickicht der Städte‘ hat sich bereits als so
schwierig herausgestellt, daß nur die mutigsten Theater sich daran wagten“,
notierte Bertolt Brecht 1928. Heute ist es das Ensemble des Berliner Maxim
Gorki Theaters, das mit Sebastian Baumgartens Neuinszenierung Mut zur Kontroverse beweist. Denn der Regisseur, der nicht nur in Berliner Theaterkreisen als einer der „tiefenanalytisch hellsichtigsten Konzeptkunst-Regisseure“ der Gegenwart gilt, entschied sich, die Fremdheit des Stücks nicht glatt zu bürsten, sondern auszustellen. Sein Regiekonzept experimentiert mit verschiedenen Medien und der epischen Spielweise Brechts: Das gesamte Stück wurde als Film produziert und wird auf der Bühne in einen abstrakten Raum übersetzt. So radikalisiert sich in der Inszenierung der Verfremdungseffekt.
SEBASTIAN BAUMGARTEN pendelt als Regisseur zwischen Schauspiel und Oper. 1992 gab er sein Regie-Debüt. 2006 inszenierte er zum ersten Mal am Maxim Gorki Theater in Berlin. Im selben Jahr wurde er von der Zeitschrift Opernwelt zum „Regisseur des Jahres“ gewählt. Das Goethe-Institut zählt
ihn zu den 50 bedeutendsten zeitgenössischen Regisseuren in
Deutschland. Dazu ist er ein ausgewiesener Kenner der Werke Bertolt
Brechts: 1998 feierte er mit „Der Jasager und der Neinsager“ in Halle
Premiere. Zwischen 2011 und 2017 brachte er in Leipzig, Stuttgart,
Halle und Zürich „Der gute Mensch von Sezuan“, „Die Dreigroschenoper“,
„Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“, „Herr Puntila und
sein Knecht Matti“ und „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“ auf die
Bühne - mit letzterer wurde er 2013 zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Eine Produktion des Maxim Gorki Theaters Berlin.
www.gorki.de/de/dickicht
Einführung: 19.00 Uhr
Dauer: ca. 2 Stunden, 15 Minuten
Publikumsgespräch im Anschluss
an die Aufführung
Ort: brechtbühne
Tickets: 26€ » 18€
In Kooperation mit dem Theater Augsburg
Pressestimmen:
„Brechts Rätselstück über die Entstehung der Tragödie aus dem Geist des
Boxkampfs wirkt hier so frisch und aggressiv, als wäre es jederzeit bereit,
sämtliche andere Theaterformen mit einem schnellen linken Haken auf die
Bretter zu werfen“,
Süddeutsche Zeitung.
„Der Regisseur führt Brechts Wortwut dahin zurück, wo sie herkommt: ins
halbverdaute Gebräu aus Medienerfahrungen, die bekanntlich unsere Vorstellungen von Realität ausmachen. […] Der Gorki-Cast wirft sich mit Ehrgeiz ins Genre-Kino zwischen expressionistischem Vampirfilm, Schwarzer Serie und Großstadt-Melodram und balanciert souverän auf der Grenze zwischen Kopie und Parodie“,
Theater heute.