Kupalaucy (Minsk/Belarus): „Fear/Furcht“ nach Bertolt Brecht In belarussischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Ende März 2021 sorgt eine freie Theatergruppe aus Belarus im Netz für Aufsehen. „Kupalaucy“, die sich aus ehemaligen Künstler*innen des Janka Kupala Nationaltheaters gegründet haben zeigen auf Youtube eine Szenenfolge aus „Furcht und Elend des Dritten Reiches“. Die Gruppe ergründet mit Brechts Szenensammlung das Wesen des Faschismus. Die Inszenierung setzt keine Bezüge zur Gegenwart doch Betroffene erkennen darin eindeutige Parallelen zur Situation im eigenen Land. Die dortige Regierung setzt alles daran, kritische Stimmen im Keim zu ersticken. Kupalaucy können auf den Minsker Bühnen nicht spielen. Die Gruppe ist auf der schwarzen Liste der Regierung und hat Auftrittsverbot. Proben finden im Ausland und im Untergrund statt. Beim Brechtfestival soll „Fear“ erstmals live auf der Bühne zu sehen sein.
Nikolai Pinigin (Regisseur) zu „Fear/Furcht“:
Es gibt ein sehr gutes Zitat aus Brechts Stück „Leben des Galilei“. Galilei spricht mit seinem Studenten. Der Student sagt: „Unglücklich das Land, das keine Helden hat“, woraufhin Galilei antwortet: „Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.“
Bei der Regie von „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ arbeitete ich das erste Mal mit einem Stück von Brecht. Ich muss zugeben, dass ich unschlüssig bin, ob Brecht bei mir auf volle Resonanz stößt. So ist mir unter anderem immer noch unklar, was Brecht mit der Theorie der Distanziertheit meint. Aber ich halte „Furcht“ und „Leben des Galilei“ für ideale psychologische Stücke, sehr subtil und wunderbar geschrieben. Als Regisseur sehe ich Stücke, die mich begeistern und solche, die mich nicht begeistern. Und wenn ich das Gefühl habe, dass ein Stück für die heutige Zeit relevant ist, bin ich umso eifriger dabei, es zu inszenieren. Ich denke, dass „Furcht“ eines von Brechts besten Stücken ist, welches perfekt zu uns passt.
Seit ich nach Minsk kam, habe ich in zwei Ländern gelebt: in der Sowjetunion und im unabhängigen Belarus. Ich kann nicht sagen, dass es in der Sowjetzeit einfacher war, Kunst zu machen. Denn man hat die Möglichkeit, als großartiger Choreograph zu arbeiten, man kann Opern inszenieren, man kann ein Künstler sein. Aber arbeitet man mit dem geschriebenen Wort und will relevant bleiben, gerät man früher oder später in Konflikt mit der „Macht“, wie wir sie kennen. Wie Sie vielleicht wissen, wurde Juri Ljubimow, dem Direktor des Taganka-Theaters, die Staatsbürgerschaft entzogen und des Landes verwiesen. Und das begann nicht erst gestern oder heute. Wenn Sie von Bedeutung sein wollen, sollten Sie Ihrem Publikum Antworten geben, Antworten auf ihre Fragen. Oder sie zumindest zum Nachdenken anregen über die Themen, die uns alle heutzutage beschäftigen. Was die Kunst betrifft, so befinden wir uns jetzt in einer Gefahrenzone.
Aufführungsrechte:
Suhrkamp Verlag / Brecht Erben

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