Bayerische Theaterakademie August Everding: „Bad New Things“
Junge Theatermacher*innen in der Stadt des jungen Brecht: Studierende des Studiengangs Szenisches Schreiben (UdK Berlin) und Regiestudierende (Bayerische Theaterakademie August Everding) erarbeiten gemeinsam in der Auseinandersetzung mit Brecht fünf neue Texte, die in einem performativen Leseformat präsentiert werden.
An vier verschiedenen Standorten innerhalb des Trachtenheims Saalbau Krone verorten sich fünf voneinander unabhängige Projekte:
REVOLUTION von Anton August Dudda
Im Berliner Ensemble läuft heute ein politisches Stück. Andreas und Sabine sind deshalb unterwegs, aber die Straßen, durch die noch immer das Echo des Brecht’schen Revolutionsgeists hallt, scheinen die beiden nicht so recht durchkommen lassen zu wollen und zu allem Überfluss ist auch noch Straßenfest. Werden es die beiden trotzdem noch rechtzeitig schaffen? Nein, werden sie nicht.
Regie: Yunus Wieacker
Mit: Fabiola Kuonen, Simon Rauch, Manfred Ehrmaier, Benjamin Weygand
FAULENDER MOND von Anais Clerc
beschäftigt sich auf poetische Weise mit klassistischen Strukturen und soziopolitischen Fragen. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Fleischerin, welche früher als Garderobiere in einem grossen Theater gearbeitet hat. Während Sie in einer Rückblende unter einer Flut von Pelzmänteln erstickt, fragt sich ihr ungeborenes Kind – Ist dieses Leben wirklich noch lebenswert? Fleischerkollegin A. hat ihre eigenen Ansichten – Für jedes Tierchen ein Pläsierchen. Und der Mond schaut zu.
Regie: Carolin Wirth
Mit: N.N.
HIER UNTEN LIEGT EIN HERZ von Julia Herrgesell
„Ich bin auf dem Weg nach unten irgendwie am Leben hängen geblieben.“
-Bertolt Brechts Schatten
HIER UNTEN LIEGT EIN HERZ erzählt von einer Welt, in der Bertolt Brechts Schatten an seinem eigenen Grab verweilt. Während er darauf wartet, Zugang zurück zu seinem Körper zu finden, setzt er sich mit den Fragen und Perspektiven von Martha auseinander - einer jungen Frau, die auf dem Friedhof anders über das Leben nachdenkt. Zwischen Martha und Bertolt Brechts Schatten spinnen die Pilze ihr Netzwerk. Sie transportieren Gedanken und schaffen eine Verbindung zwischen der Welt der Lebenden und der Toten. In einer mit Absurdität aufgeladenen Atmosphäre sezieren die Figuren die Projektion auf Bertolt Brecht und denken darüber nach, wie weit sein Schatten wirklich in die Gegenwart reicht. Dabei entdecken sie nicht nur die Angst als verbindendes Element, sondern auch einen Herzschlag. Irgendwo da unten - in der Tiefe.
Regie: Fabiola Kuonen und Laura Schinzel
Mit: Simon Rauch, Lara Freimuth, Manfred Ehrmaier, Carolin Wirth
Dekoration: Hannah von Eiff und Marleen Johow
DIE EREIGNISSE von Charlotte Gneuß
“Weder er noch ich hatten das Wort Abtreibung in den Mund genommen. Es war etwas, das keinen Platz in der Sprache hatte” (Annie Ernaux - das Ereignis)
Schwangerschaftsabbrüche gehören zum Kanon moralischer Kernfragen. Bertolt Brecht bezog Stellung, und setzte sich mit seiner "Ballade vom Paragraphen §218" für eine Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen ein. Und doch ist der Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft bis heute in der Bundesrepublik nicht nur ein Straftatbestand, sondern ist für die Betroffenen oft auch ein schambehaftetes, tabuisiertes Erlebnis. Wer sind diese Personen, die sich gegen den Fötus entscheiden? Welchen Prämissen folgen sie? Welchen Einfluss haben die öffentlichen Diskurse für ihre individuelle Entscheidung? – Für die dokumentarische Theaterskizze „Die Ereignisse“ hat Charlotte Gneuß über Jahre hinweg mit Frauen gesprochen, die eine Schwangerschaft abgebrochen haben, und die intime Einblicke geben über unser gesellschaftliches Miteinander.
Regie: Lara Freimuth
Mit: Anouk Warter, Soraya Bouabsa, Pauline Großmann, Emma Stratmann, Çağla Şahin
Es spielt: Fabiola Kuonen
SCHLECHTE ZEITEN FÜR LYRIK von Guido Wertheimer
"Schlechte Zeiten für Lyrik" ist ein Dialog zwischen den Tagebüchern von Bertolt Brecht während des Nationalsozialismus, denen von Ricardo Piglia / Emilio Renzi während der argentinischen Diktatur und dem Tagebuch des Autors, Guido Wertheimer, in der Gegenwart. Der Text taucht ein in eine Gedankenwelt über die dunklen Ereignisse des Krieges, den Spätkapitalismus und das alltägliche Unbehagen, dass wir jeden Tag erleben. Wie können wir diese dunklen Zeiten überwinden? Wollen wir wirklich gemeinsam daran arbeiten, sie zu überwinden? Was haben Brecht und Piglia darüber gedacht? Was denkt unsere Generation darüber und welche konkreten Aktionen können wir hervorbringen?
Regie: Jakob Altmayer
Voice Over: Luca Scupin
Sounddesign: Daniel Geßl
Kostüm: Sarah Buhmann
Betreuung: Sebastian Baumgarten, John von Düffel, Barbara Gronau
Eine Produktion des Studiengangs Regie der Bayerischen Theaterakademie August Everding in Kooperation mit der Universität der Künste Berlin
Mit freundlicher Unterstützung der Mara-und-Holger-Cassens-Stiftung
© Bruno Tenschert